Sie kehren mit dem Sommer zurück,
verwandeln den See vom Refugium zur Arena ihrer Balzrituale.
Plärrende Bälger, Bikinimädchen, Jünglinge, schmerbäuchige
Vertreter der Parentalgeneration, die auf der Suche nach lustvollen
Einblicken durch das Gestrüpp wandern.
Ich war stets ein Einzelgänger, weiß
um die Gefahren, die die Gemeinschaft bringt. Diesbezüglich waren
meine Eltern, wenn auch unabsichtlich, gute Lehrer. Ansonsten hatten
sie sich nicht großartig um unsere Bildung gekümmert. Nachtschwarze
Seelen, lustgesteuerte Defätisten, die meine Geschwister und mich
aus billiger Eitelkeit ins Leben zwangen, ohne auch nur einen
Gedanken an die Zukunft zu verschwenden. Sie blieben nicht lange
genug, um zur Rechenschaft gezogen zu werden, vergingen in einer
Nacht zu Fleisch und Blut, verreckten an ihrer eigenen Geilheit.
Dabei zuzusehen, wie sie krepierten, an ihren klebrigen Säften
erstickten, war einer der schönsten Momente meiner Kindheit. Als ich
ihre Züge in meinen Geschwistern wiederfand, wunderte es mich kaum.
Sie wussten es nicht besser, rastlose Geschöpfe, die mit dem Strom
trieben, nie gelernt hatten, Festzuhalten und die Idee, es zu
versuchen, nicht einmal in Betracht zogen. Dazu bedarf es einer
Persönlichkeit wie der meinen. Die Anderen sind schwach, nicht in
der Lage, sich dem Trieb zu widersetzen, die Sinne einer Schönheit
zu öffnen, die tiefer liegt. Übertrieben schrill und billig hallt
das Gelächter meiner Schwestern über das Wasser, Heiterkeit, ebenso
gespielt wie das Draufgängertum, das meine Brüder durch derbes
Verhalten an den Tag zu legen versuchen. Dennoch spüre auch ich ihn,
den Zauber, der in diesem Tag schläft, wie ein Nachtjäger auf die
Dämmerung lauert. Etwas kündigt sich an, eine Wendung, die mit dem
Sommer zieht. Seine Blicke begegnen mir zu häufig, um Zufall zu
sein. Wie ich ragt er aus der Menge,eine Lilie unter den Dornen, eine
verwandte Seele. In den verlorenen Stunden der Ruhe kreisen meine
Gedanken um ihn, schützen mich vor der Kälte und sind Halt im
Mahlstrom der Einsamkeit. Ich spüre seine Gedanken, sehe seinen
Blick für die Schönheit des Geistes. Sein Mund ist geschaffen, um
zu schweigen, sobald es ihm an Inhalten mangelt. Ich träumte mich an
seine Seite, sah uns die Welt erkunden und dabei einander entdecken.
Nach und nach, eine zarte Annäherung, die keine schnöde
Zurschaustellung impliziert. Alles was es brauchte, war Zeit und die
naht nun, das spüre ich.
Die Nacht lässt ihren Zauber frei ohne
an Hitze zu verlieren. Man findet einander, die Begierde ist nicht
mehr von koketter Verschämtheit, sondern so aufrichtig, dass es
schmerzt. Ich suche ihn inmitten der Massen, zwänge mich durch ein
Meer aus enthemmten Körpern. Liebe treibt mich, noch mehr aber Angst
und ich finde ihn, kurz bevor sie mein Herz zerreißt. Er wirkt
ruhig, aber seine glänzenden Augen verraten ihn. Die Stunde macht
uns zu Tänzern auf dem Mondlicht. Ich höre das flirrende Gelächter
meiner Schwestern aus meiner eigenen Kehle, spüre den Trieb, heiß
und pochend. Die Tiefe schwindet und die Gedanken verlassen meinen
Mund als billiges Stöhnen. Ich lehne meinen Kopf an seine
Schulter, mein Ohr an seine Lippen. Seine geflüsterten Worte zerstören heiser
jede Hoffnung. Wir sind nicht mehr als Blut in Wallung und ich möchte
weinen um die verlorene Nacht, das kurze Leben und den Tod des
Geistes, als mir bewusst wird, dass ich nicht einmal Tränendrüsen
besitze.
Wie hässlich Träume nackt sind...